Donnerstag, 8. Dezember 2011

Traufisch

von tau

Die Frage nach der Treue, dem Trauen etc. verbeantwortet sich selber meist im Nachhinein. Wenn uns aufgeht, dass der Gefängnisaufenthalt doch sehr viel leichter war. Die Handschellen uns vieles erspart haben.
Sich am Südpol Frostbeulen holen, weil die Neugier uns Seeleoparden beobachten lassen wollte, mag sich als enorm anstrengend erweisen. Sollte dies der Lohn für diese unerwarteten Runden im Boxring sein?
Welche Träume treiben uns an, wenn wir weder uns noch der Freiheit trauen mögen? Die Sucht, treulos ausgeräumte Schliessfächer wieder aufzufüllen um ruinöse soziale Schmach abzuwenden? Sich fallen lassen ohne Netz und doppelten Boden und nicht in der Bodenlosigkeit enden, könnte die Devise bleiben.

Die Hoffnung mag zuletzt sterben. Unmoralische Wochenenden machen einfach mehr Spass.

Liebe Grüsse vom Südpol

Sonntag, 27. November 2011

Typisch

von T.N.T.



Du sitzt in dieser Ecke, neben dir der Kerl mit der Cola und um dich herum die dröhnende Musik, die zum tanzen einladen soll. Die Unterhaltung mit ihm ist anfangs okay, wird aber zunehmend ein wenig depressiv für einen Abend, bei dem man sich eigentlich öffentlich mit Alkohol zur Schlachtbank führen lassen möchte, um sich am nächsten Tag an nichts mehr zu erinnern – was auch besser ist, da man sich unsäglich blamiert hat. Nix da. Geendet hat man bei dem Colajungen, am Tisch mit lauter Leuten, die alkoholisiert in die Musik einstimmen und dabei keinen einzigen Ton treffen. Die einzige Gemeinsamkeit, die Mr. Cola mit dir hat, sind die Schlüssel, die uns für diesen Abend zu 0 Promille verurteilt haben. Somit wirst du zu Miss Cola degradiert. Realistisch betrachtet ist somit der Abend schon im Ansatz zum scheitern verurteilt. Man verspricht der Freundin auf sie acht zu geben, wenn sie ein wenig zu tief ins Glas schauen sollte und akzeptiert auch die Tatsache, dass die Hemmschwelle, die irgendwann auf Nimmerwiedersehen den Bach runter gegangen wäre, dir die ganze Zeit vor Augen führt, wie nüchtern und gelangweilt du bist. An diesem unvermeidlichen Desaster ist jedoch nicht das mangelnde Ethanol schuld. Es liegt viel mehr daran, dass die beste Freundin ihre Drohung tatsächlich wahr macht und sich in den ersten Stunden des Abends so abschießen muss, dass sie schwankend von einem Fremden zum nächsten torkelt und irgendwann fast bewusstlos auf einem Stuhl zusammen bricht. Man tut was man kann und rät ihr von dem nächsten Gin Tonic ab, doch sie ist erwachsen und du kein Babysitter. Zusätzlich lässt dich ihr Egoismus fast zum überkochen bringen, denn als sie auf die Tanzfläche geht, lässt sie die Handtasche in dem Bewusstsein neben dir zurück, dass du darauf aufpassen wirst. Ganz selbstverständlich, wieso sollte Miss Cola auch tanzen gehen wollen? Zurückgelassen wird man also mit dem alkohollosen Freund, der über seine Exfreundin zu jammern beginnt und irgendeinem lallenden Etwas, das man davon abhalten muss, dich anzugrabschnen. Kann dieser Abend noch schlimmer werden? Ja, das geht. Natürlich hat deine soziopathische Freundin - mal wieder - den einzigen, gut aussehenden Tänzer abbekommen, der zufälligerweise nicht wusste, wie er nach Hause kommen soll und dem aufopfernd von ihr versprochen wird, dass dieses ‚kleine Problem’ schon geregelt wird. Manch einer würde jetzt einen blinden Wutanfall kriegen und eine Szene machen, doch ich nehme es zähneknirschend hin und schwöre mir still und leise, dass dies nie wieder passieren wird.

Und wieder einmal ist es für mich bewiesen: nett und höflich zu sein bringt dich verdammt noch mal in dieser Gesellschaft nicht weiter. Sobald du Schwäche zeigst, wittern die Haie dein Blut und du bist ihnen auf Sinn und Verstand ausgeliefert. Einmal im Pool der kleinen Fische dauert es lange bist du wächst und groß genug bist, damit die Raubtiere wieder von dir ablassen. Gut zu sein wird dementsprechend einfach überbewertet. Das hat unser Freund Brecht schon beim guten Menschen von Sezuan versucht mitzuteilen und seine Shen Te wird also zu einem Symbol des normalen Durschnittsmenschen. Man eifert ihr mit Freuden und Erleichterung nach und bastelt sich die Maske in der Überzeugung, dass es nur so funktionieren kann.



Ps: Einfach melden, erkläre mich dazu bereit dich nach einer Party nach Hause zu fahren!

Lalala - ach wie gut....

von N.

Wenn's nicht passt, dann passt's eben nicht, ob Bohemian, Freak oder Frosch.
Ach wie gut das niemand weiss, dass Rumpelstilzchen ... gerne rummachen möchte .
Über ihn herfallen, die Gedanken spielen wild – überlegst' s dir eine Sekunde zu lang und schon ist' s vorbei und als sei nichts gewesen - das Tram kommt.
Du steigst ein und schon sind deine Gedanken beim Frosch:
„Ich muss noch sein Hemd bügeln, für morgen.“
Sehnsüchtig lässt du nach einer Weile deine Gedanken drehen und dreh...
wie ein Karussell, bist Femme Fatale, plötzlich in einem Hotelzimmer, reisst die Kleider vom Leibe und erlebst 100fach was sonst nicht so schnell passiert, oder nicht immer, oder nur in deinen Träumen. Bist immer noch im Tram, schaust verwirrt umher, streichst die Haare glatt und ziehst den Rock über die Knie.
Lachst plötzlich vor dich hin und spürst die Blicke der Männer, als wären sie mit dabei gewesen.
Hahaha!
Heute werden keine Hemden gebügelt .
Ob der Frosch immer noch Zeit hat, die Kugel zu holen, wo immer sie ist?
Oder überlegt er sich' s anders ?
Ach wie gut das niemand weiss .........
Ein Buddha – lächeln.

Freitag, 25. November 2011

Taufrisch

von Leapsus

Da begegnet dir ein Kerl, der hat weder dunkles dichtes Haar, im Gegenteil, es ist schon recht licht und schütter, er ist nicht muskulös, im Gegenteil, da spannt sich bereits ein Bäuchlein unter dem Hemd, er ist langweilig glattrasiert und bestimmt zwanzig Jahre älter als du selber. Er sitzt am Tisch ohne oberflächliche Attribute die deine Libido in astronomischen Höhen explodieren lassen würden – aber er hat was. Während die Vernunft dir scheffelweise einflösst, dass du dich diesem.... niemals um diesen Hals werfen wirst, wirfst du ihm scheele Blicke zu und machst dich ans klammheimliche ergründen, welches 'must have' aus deiner Liste er denn nun genau erfüllt. Sein Blick wirkt desinteressiert, seine Haltung entspannt, in seinen Augen liest du nichts von deinen Wünschen, mit Sicherheit hat er auch nicht auf dich gewartet und du bist dir ziemlich sicher, dass du ihn zuerst ohrfeigen wirst, bevor du ihn küsst. Und du willst ihn küssen. Er hat den Masterplan und eigentlich hast du das schon bemerkt, als du den Raum betreten hast.
Ehe es du dich versiehst, ist die schweisstreibende Jagd eröffnet. Statt dass du dich mit einem Gin Tonic an die Bar stellst und einfach auf einen wartest, der dir Rosenblätter vor die Füsse streut – und sei es nur für eine Nacht, steigst du in den Boxring und schlägst dich über anstrengende 12 Runden mit einem Sackgesicht welches dein Hirn vögelt, bis zum finalen Glockenschlag - da liegst du ermattet in den Armen von diesem...
Am nächsten Tag schleift er dich zum Südpol. Hoffentlich. Denn eigentlich wolltest du schon immer mal Live erleben, wie Seeleoparden Pinguine zerfleischen. Das würden, in deinen Gewässern, die Frösche mit dir anstellen, bevor sie die Glühbirne wieder eindrehen, abwaschen, samt Wäsche, die Schneeketten aufziehen und, mit dir im Kofferraum, ins Gebirge fahren. Treue, trauen, sich trauen?
Die Sicherheit, das Vertrauen, Mut zeigen?
Das Gefängnis, die Handschellen, Angst haben? Ja, nein, Ja?
Wer traut sich was, trau ich mir, trau ich ihm, trau ich gar keinem oder keiner mir, ist das ausgeraubte Schliessfach der Treue unser sozialer Ruin oder riecht der Raub nach Freiheit? Ist die die Trauung mit der Sicherheit noch zeitgemäss - sogar mehr denn je - oder hat ihr das menschliche streben nach individueller Tollwut schäumend den Rang abgelaufen?
Stellt uns die Treue also vor die Wahl, sicher, oder frei zu sein?

Verantworten wir diese Frage im vor – oder beantworten wir sie im nachhinein?
Ein (un)moralisches Weekend!

ps: rebel w/o a cause

Mittwoch, 23. November 2011

Mandelfisch + Rezept zum Träumen

von tau

Selbstgehäkelt machen Mandelfische mehr her. Darum danke für das Rezept. Wenn es gelingt, zu häkeln, lade ich auch gerne ein.
Aber hast du jenes schon versucht? Stell dir mal vor: der Typ da, der an der Bushaltestelle am Wartehäuschen lehnt (du weisst schon: gross, muskulös aber nicht zu sehr, gerade genug O-Beine dass sie sexy wirken, dunkles Haar fällt ihm ins Gesicht, Grübchen am Kinn, perfekter Bartschatten, schwarze Augen, perfektes Lächeln), also wenn der sich jetzt aufrichtet, wenn du auf die Haltestelle zu gehst. Er kommt zu dir, schliesst dich in die Arme, küsst dich, schaut dir TIEF in die Augen und murmelt mit seiner dunklen Stimme: „Auf dich habe ich mein ganzes Leben lang gewartet.“ In seinen Augen siehst du, wovon du dein Leben lang geträumt hast: ewige Liebe, Nerzmäntel, Penthouse, Luxuskarossen, Rucksacktouren zur Antarktis, absolute Treue, unendliche Bewunderung.
Hach ja…
… und jetzt fängts zu denken an:
würde ich ihn zurück küssen und einfach mit ihm abhauen?
würde ich ihn ohrfeigen?
was, wenn der Typ sich als Muttersöhnchen oder, schlimmer noch, als Memme entpuppt (stell dir mal vor, was der abzieht, wenn er die Grippe kriegt…)
oder wenn er abartig, arbeitssüchtig oder hochverschuldet ist?
wäscht er seine Wäsche wohl selber? Kann er Pneus wechseln? Glühbirnen auswechseln? Abwaschen?

Nein, besser keine Experimente. Immerhin hast du schon einen netten Mitbewohner. Mit einem Schlag ist der Frosch daheim das allerbeste, was dir in den letzten sechszweidrittel Jahren passiert ist; der einzige, den du immer küsst, weil er dir den Goldball jedes Mal wieder aus dem Brunnen holt.
Du wirfst dem Typ am Wartehäuschen einen schiefen Blick zu und stolzierst an ihm vorbei zum Billettautomat. Dornröschen ist aus seinem Schlaf erwacht, hat den Prinzen geohrfeigt und ist mit dem Küchenjungen durchgebrannt.
Können Träume Selbstgehäkeltes überflügeln?
Liebe Grüsse

Montag, 21. November 2011

Ein Schatz

von N.

Buch – staben, aneinandergereiht wie Stäbe und hinter tausend Stäben die Welt, die nicht die gleiche, die nicht die seine ist.
Und ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt.
Der weiche Gang geschmeidig, starker Schritte unterbrochen beim Tanz um eine Mitte,
ein Stück Papier vergilbt, gebraucht, tausendmal gelesen, lose dagelegen, griffbereit jederzeit.
Ein Schatz.
Eine Geschichte, mitgelaufen, dazugedacht, getröstet und aufgemuntert ,
sanfte gestimmt mit einer Prise Melancholie zuweilen.
Ein Gedicht, eine Geschichte von Menschen
in den Händen gehalten, auf die Seite gelegt.
Es waren tausende von Bücher überall, Jahre hindurch
und der Panther mitten drin, herausgerissen, in eine Lade gelegt.
Eine Überraschung fand ich.
Vom Sockel gestossen, der Maske entrissen, wurde der Mensch - ein anderer für mich.
Und dies war das Geheimnis
Der Schlüssel des Verstehens, auf einmal.

Mandelfisch:
Zutaten für 1 Stück
1 Prise Treibsalz; o. Backpulver, in
1 Esslöffel Milch; auflösen
240 Gramm Mehl
100 Gramm Zucker
80 Gramm Butter
1 Ei
Füllung:
100 Gramm Zucker
130 Gramm Mandeln gemahlen
50 Gramm Baumnüsse; gemahlen Walnüsse
1 Teelöffel Zitronen Saft
Zitronenschale gerieben
Zimt
1 Ei
Milch


werde gerne eingeladen.

Kein Schwein ruft mich an...

von Leapsus


...und ganz ehrlich, ich freue mich darüber. Die Erkenntnis, dass nie das im Leben passiert, was man sich wünscht, darauf werden wir doch schon in Kindertagen mit harmlos wirkenden Liedern vorbereitet. Oder wer kennt ihn nicht mehr, den Volksklassiker.. Hans im Schneckenloch. Mittlerweile gealtert, mag ich mich nicht mehr mit dem abgeben, was ich nicht habe, was paradox ist, denn natürlich hänge auch ich dem ein oder anderen Traum nach, oder einer Illusion, die sich in meinen Träumen manifestiert hat und die ich, aus Gründen einer undefinierbaren Überzeugung, nicht fahren lassen will. Aber daneben, spielt das Leben und da möchte ich nur Schlange sein, wenn ich mich im Titty Twister um Salma Hayeks Busen wickeln kann. Die ist einfach heiss, nicht?
Also Salma. Nicht die Schlange (Ausser ich schlüpfte in dieses sündige Kostüm). Eine andere Rolle, die ich durchaus zu übernehmen bereit wäre, wäre die Königin aller Königinnen flach zu legen, im wortwörtlichen Sinn. Aber das sind wiederum alte Mandelfische. Ich möchte verflucht sein, wäre ich ein Wechselblüter, der sich den Temperaturen gerade so anpasst, oder ein opportunistisches Chamäleon, welches sich gerade mal so einfärbt, dass es sich in Sicherheit wägen kann - unsichtbares Sein in seiner Umgebung. Andere springen von Klippen, aus Flugzeugen, erklettern Berge, wälzen sich bei Downhill-rennen durch den Dreck, schieben sich einen Blotter in den Mund oder hängen in Hängematten ab, mit einer abartigen Wodka-Orangen-Mischung mit Sonnenschirmchen – oder Pfefferminztee. Ich möchte nicht ewig sein, weder Symbol noch ein Schräubchen im Rad, ich möchte mich nicht einfärben, ich möchte mich nicht in ewiger Sicherheit wägen. Sicherheit als Pseudonym für Trott. Bevor ich aufstehe, arbeite, esse, arbeite, schlafe..(..) möchte ich tun, was ich nie zu tun im Sinn hatte. Häkeln beispielsweise. Klobrillen sammeln. Auf eine Kaffeefahrt gehen und mich von einem türkischen Teppich aus Taiwan überzeugen lassen. Einen Stapel Bücher von Danielle Steel verbrennen, Marshmallows darüber grillieren und das Steueramt mit der Geschäftsidee 'Geräucherter Liebeszucker für ewige Potenz' hinterziehen. Unweigerlich Dinge, die jedem vernunftbegabtem Menschen die Haare zu Berge steigen lassen und da würde ich die Schere ansetzen und den Punk neu definieren. Also an alle die, die mich anrufen sollten, lasst es weiterhin bleiben – denn, entweder rechne ich mit euch, was mich langweilt, oder ich hätte nichts mehr, worüber ich mich aufregen könnte, was auf dasselbe hinausläuft – aalglattes, perfekt nach Zeitplan verlaufendes Leben und da möge mir vorher ein Lüster auf den Kopf fallen.
Im übrigen.. zum klammheimlich verstrichenen Tag der Kinderrechte – wär auch unfreundlich uns Konsumenten gegenüber, wenn man uns daran erinnern würde, dass kleine Krabbelfingerchen in Kupfermienen für unsere Handys scharren, Baumwollblütchen für unsere Hemden sammeln und unsere Turnschuhe zusammennähen - http://www.youtube.com/watch?v=Y7kjsb7iyms

Mit zuckrigen Grüssen!